2003

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Riot Act North America 2003 - Ein Konzert- und Reisebericht

Sa., 31.05.03
Um 6.30 Uhr machen Arne, ein langer Freund von mir, und ich uns auf von Lübeck zum Flughafen nach Hamburg. Um kurz nach 8 begeben wir uns zum Check-In, wo die Dame uns darauf aufmerksam macht, dass unsere Umsteigezeit in München sehr kurz sei, woraufhin sie uns kurzerhand auf einen früheren Flug bucht, so dass wir vom Check-In-Schalter direkt ins Flugzeug durchgehen und um 8.45 nach München abheben. Das war auch gut so, denn so konnten wir dort stressfrei den doch recht weiten Weg zum Umsteigegate zurücklegen und auch die nun verschärften Sicherheitskontrollen (Schuhe ausziehen, Kameras anschalten, Taschen entleeren etc) hinter uns bringen. In München trafen wir auch Christian, der von Düsseldorf gestartet war. Um 11:15 hob dann der Flieger nach Los Angeles ab. Nach einer unendlich zu sein scheinenden Zeit landeten wir um ca. 14:20 Ortszeit und fuhren mit dem Shuttle-Bus zur Mietwagenfirma um unseren Wagen in Empfang zu nehmen. Das erste Hotel hatten wir von Deutschland aus gebucht, also machten wir uns direkt auf den Weg dorthin. Am Abend folgte dann noch ein kurzer Ausflug zum Strand, ein erster Blick auf den Pazifischen Ozean. Ein mieses Essen beim Chinesen schloss sich an und damit war der Tag dann auch beendet.

So., 01.06.03
Freier Tag, L.A. begrüßte uns mit diesigem Wetter, gegen Mittag riss der Himmel aber auf. Wir fuhren zunächst nach Downtown, fuhren später weiter über Chinatown nach Hollywood, wo wir den Mulholland Drive suchten und schließlich auch fanden. Danach gings über Beverly Hills an den Hollywood Boulevard. Dort nahmen wir uns direkt in der Nähe des Walk of Fame ein Zimmer und erkundeten die Gegend. Alles in allem kann man aber sagen, dass wir von Hollywood ziemlich enttäuscht waren. Die Gegensätze zwischen arm und reich sind in Los Angeles ziemlich krass und allerorts sichtbar.

Mo., 02.06.03
Endlich! Der Tag des ersten Konzertes war gekommen. Wir fuhren nach einem kleinen Spaziergang in den Hollywood Hills direkt nach Irvine, was ca. 1 Stunde von Hollywood entfernt liegt. Um kurz vor 12 kamen wir am Irvine Amphitheatre an, wo gerade das Box Office öffnete. Also konnte ich unsere Karten für den heutigen Abend gleich abholen. Da wir noch kein Zimmer hatten, machten wir uns auf die Suche, nach einiger Zeit fanden wir auch was wir gesucht hatten und waren ab jetzt ca. 7 Autominuten vom Veranstaltungsort entfernt untergebracht. Anschließend fuhren wir zum "In ?n' Out" (Der Dude lässt grüßen) um unser Mittag einzunehmen. Die Zeit bis um 18 Uhr war aber kurz und wir brachen zum Konzert auf. Erste Nervosität machte sich breit. Um 18.30 öffneten die Pforten und wir reihten uns in die noch kurze Schlange. Dort trafen wir Kai und Nicole, zwei Hamburger, mit denen wir uns vorher via Internet verabredeten hatten. Sie erzählten von dem Gig in San Francisco am Tag zuvor. Jetzt wurde die Vorfreude wirklich unerträglich. Um 19.40 Uhr nahmen wir unsere Plätze (rechts von der Bühne, leider recht weit weg) ein und überpünktlich starteten "Idlewild" ihre Show. Sie lieferten an allen vier Tagen eine sehr gute Leistung ab. Absolut empfehlenswert. In Irvine waren zu dieser Zeit kaum Leute da, was aber wohl daran lag, dass die Schlange vor dem Einlass jetzt sehr lang war (Erzählungen zufolge ca. 1 km, auf Synergy schreibt sogar jemand von 1 Meile!). Überhaupt war die Security an diesem Abend absolut unfähig und die Organisation ein Graus.

Idlewild spielten 45 Minuten, aber immer noch war das Rund zur Hälfte leer, die Schlange vor dem Einlass nach wie vor lang. Die Umbauten waren längst abgeschlossen, aber nichts tat sich. Endloses Warten....

Gegen 21.25 betraten dann endlich Pearl Jam die Bühne und begannen ihr Set mit Of The Girl. Bei den anschließenden rockigeren Songs gingen wir gleich gut ab, direkt um uns herum war die Stimmung allerdings eher verhalten. Insbesondere bei den Leuten vor uns habe ich mich gefragt, was die eigentlich bewegt hat, auf ein PJ Konzert zu gehen, so teilnahmslos waren sie. Frauen in Stöckelschuhen, die von völlig gelangweilten Männern begleitet wurden und sich die ganze Zeit am Hals hingen. Nicht gerade das passende Umfeld für ein Pearl Jam Konzert.

Ab Gimmie Some Truth war ich dann aber völlig hin und weg und habe um mich herum nicht mehr viel wahr genommen. Der Song wurde von der Band wunderschön interpretiert, Eddie legte solo los, später stimmte der Rest mit ein. Schon die Akkustikversion der Bridge School Konzerte gefile mir gut, aber vollelektrisch geht der Song doch noch besser ab. Ed änderte die Lyrics diverse Male zu "Money for Rope, Blood for Oil". Es folgte mit I Am Mine einer meiner Lieblingssongs von Riot Act und mit Jeremy, Wishlist und Immortality weitere Favorites. Für mich ein absoluter Höhepunkt des Konzertes, wohl auch wegen der Improvisationen zum Ende der Songs. Weitere Knaller folgten mit Whipping und Deep. Weniger mitreissen konnte mich dagegen Black (obwohl mein Alltime-favorite), wo ich Mikes Solo (wie auch andere an diesem Abend) nicht so toll fand. RVM beendete das Main Set.

Nun passierte etwas unglaubliches. Die Leute verließen in Scharen das Konzert. Zum Teil waren komplette Reihen fast leergefegt. Das hatte allerdings den Vorteil, dass die Security aus unserem Bereich wohl am Ausgang gebraucht wurde, jedenfalls war sie nicht mehr da. Also machten wir uns auf den Weg weiter nach vorne und in die Mitte. Erst standen wir auf der Treppe, allerdings machte sich die Security von unten schnell auf den Weg, um die Fluchtwege frei zu halten. Also schlugen wir uns zur Seite in den Block, wo reichlich Platz war. Die Zugaben genossen wir ab jetzt von relativ guten Plätzen und die bessere Sicht erhöhte unsere Laune nochmals. You Are machte den Anfang, mit toller Lightshow (erinnerte mich etwas an die Lichteffekte von Pink Floyd by Run Like Hell), die die Atmosphäre des Songs sehr gut unterstrich. Der Daughter-Tag war kaum zu erkennen, das "Bow-wow-wow yippie yo yippie yeah" habe ich als Anspielung auf George Clinton und die P-Funk-Szene verstanden. Schön war es, endlich wieder Alive zu hören, Erinnerungen an Rock am Ring wurden wach, weil Mike auch hier wieder das Solo hinter dem Kopf spielte. Der Hammer dann Blood, einfach klasse wie druckvoll der Song live rüberkommt.

Zur zweiten Zugabe kamen Ed und Matt auf die Bühne, also musste I Am A Patriot folgen. Allerdings kann ich an der Version nichts tolles finden, so dass dies - wie auch am folgenden Abend - der Tiefpunkt des Konzertes für mich war. Down dagegen kommt live gut rüber, ein toller Mike-Song. Und wie sehr hatte ich mir gewünscht Crazy Mary zu hören. Dass sie es an jedem der vier Abende spielen würden, konnte ich zu diesem Zeitpunkt ja noch nicht wissen. Die Freude, die die Band beim Jammen entwickelt, ist einfach ansteckend. Mike und Boom gehen in ihren Solos förmlich auf und haben sich jeden Abend neue Gags einfallen lassen. Mike ging rüber zu Boom und sie spielten sich gegenseitig die Soli zu. Überraschend dann Baba O'Riley, die Lichter gingen an und ich war der festen Überzeugung, dass dies das Ende sein würde. Die Band wollte die Bühne auch verlassen, nur Mike ließ sich seine Stratocaster umhängen und schaute die anderen fordernd an. Matt kam wieder auf die Bühne und es folgte noch Yellow Ledbetter. Damit war ein wunderbares Konzert zu Ende, Christian und ich saßen noch minutenlang in der Arena, ehe die Security anrückte, um alle noch anwesenden Personen zum Ausgang zu bewegen. Eigentlich hätte schon längst Schluss sein sollen, die Sperrstunde dort ist spätestens 23.30 Uhr, Eddie meinte allerdings zuvor, dass die Band die 5000 $ Strafe gerne bezahlen würde und sie deshalb noch ein paar Songs spielen könnten.

Nach einem Bierchen auf den gelungenen ersten Abend fiel ich völlig geschafft ins Bett und freute mich auf den zweiten Tag in Irvine.

03.06.2003
Der Tag begann mit Ausschlafen. Wir gönnten uns ein ausgiebiges Frühstück im Restaurant nebenan mit Eiern, Speck, Bratkartoffeln, Pancakes und (miesem) Kaffee. Danach fuhren wir ein paar Geschäfte an, unter anderem weil Arnes Kamera den Geist aufgegeben hatte und wir mal die Preise für Computerhardware checken wollte. Dann fuhren wir an die Küste nach Laguna Beach, einem künstlerischen Badeort. Ich bin zwar am Meer aufgewachsen, aber der Pazifik hat mich von Anfang an ziemlich fasziniert und das obwohl weder besonders gutes Wetter noch besonders hohe Wellen waren. Aber Nord- oder Ostsee ist das absolut nicht vergleichbar.

Gegen 19.00 Uhr gings dann wieder zum Amphitheatre, die Plätze diesmal recht gut, Center Stage und auch nicht allzu weit weg. Wir erwarteten ein rockigeres Set als am Vortag und wurden auch nicht enttäuscht. Can't Keep eröffnete (toller Opener!) und dann gleich STBC (hab Christian noch nicht so abgehen sehen), Save You (immer wieder geil live) und Grievance. Leider wieder nur ein Song von der Binaural, aber bei NAIS wurde spätestens klar, das Mike heute in sehr viel besserer Verfassung war als am ersten Abend. Seine Solos heute waren durchweg genial, überhaupt ist Mike der aktivste, ständig läuft oder springt er über die Monitorboxen, heizt das Publikum mit rudernden Armbewegungen an und macht auch sonst seine Späßchen. Teilweise post er ziemlich, aber weil das bei ihm so sympathisch wirkt kann ich das gut und gerne verzeihen. Even Flow wie immer eine Macht und absoluter Publikumsmitreißer. Bei Daughter animiert Ed das Publikum "With my two hands" zu singen, ein Song von Ben Harper, den er auch am Vorabend schon an einer Stelle unterbrachte, der jetzt aber viel besser zur Geltung kommt. Ich persönlich bekam eine Gänsehaut ob der Aussage dieses Teils, Arne ist die Message dagegen zu platt wie er mir später erzählt.

Das Konzert wurde übrigens live im Radio übertragen, Ed streut permanent ein "You're listening to 94.9 FM, the independent radio station" ein. 94,9 FM ist ein (wirklich sehr guter) Radio Sender in San Diego, einer Stadt, wo das Monopol des Clear Channel besonders deutlich wird. Da dem Sender verboten wurde, das Areal der San Diego Sports Arena zu betreten (dazu nachher noch mehr), haben sie das Konzert aus Irvine übertragen.

Doch weiter im Set: Black kann heute sehr viel mehr, ich bin zufrieden gestellt :-) Porch beendet das Main Set .... und wie!! Wie zu allerbesten Zeiten, auf der Eurotour 2000 wurde es in meinen Augen sträflich vernachlässigt. Erster Hammer der Zugabe dann SOLAT, wenn auch nicht ganz perfekt, aber egal.

Zu Beginn der zweiten Zugabe hält Ed erstmal eine kleine Rede über Freedom of Speech. Ich ahne schon, dass das auf Bu$hleaguer hinleiten soll, aber erstmal kommt noch ein anderes "Public Service Announcement": Know Your Rights. Viele im Publikum können damit nicht viel anfangen, aber der Song rockt und es macht wiederum Spaß, Mike und Stone zuzuschauen, die ihre Freude an dem Riff zu haben scheinen. Dann tatsächlich Bu$hleaguer, aber ohne Maske. Ich breche in Jubel aus, aber auch Buhrufe sind vereinzelt zu hören. Menschen verlassen die location, aber wie weiter oben beschrieben ist das ab Ende des Main Sets ein Dauerzustand. Arne meint aber gesehen zu haben, dass eine Reihe sich an den Händen gefasst hat und gemeinsam abmarschierte. Sollen sie doch....

Dritter "Freedom of Speech"-Song ist Fortunate Son von CCR, bevor völlig überraschend ein kleines Männlein auf der Bühne steht und wir uns fragen, wer das sein könnte. Eddie bedankt sich zunächst bei "Southern California" für die Superstimmung, bevor er ankündigt, dass Matt jetzt Gitarre spielen würde und die Drums von ... "if you know the band, you know..." JACK IRONS übernommen würden. Ich hatte das Gefühl, meine Stimmbänder würden den Geist aufgeben, so habe ich geschrien. Wie geil war das denn? Es folgte eine unglaubliche Version von RITFW, mit drei Gitarren, Matt und Stone Rücken an Rücken gelehnt, Jack bearbeitete die Drums wie zu besten Zeiten und alle gehen mächtig ab dabei. Über Leinwand kann man Jacks Gesichtsausdruck sehen, einfach überwältigend. Ein fantastischer Abschluss eines fabelhaften Konzerts.

04.06.2003
Heute ist Mittwoch und wir haben frei :-) Gegen Mittag machen wir uns auf nach San Diego und wechseln dabei beliebig zwischen Küstenstraße und Freeway hin und her. In San Diego angekommen stellen wir das Radio natürlich auf 94.9 FM und werden gleich mit Daughter vom Vorabend belohnt. Und schon wieder diese Gänsehaut. Die Reise endet dann in einem Hotel am Mission Bay, das Christian von $120 auf $70 herunterhandeln kann. Wir machen uns auf zur mexikanischen Grenze, wo einige Factorystores angesiedelt sind. Danach erkunden wir noch Mission Beach, das Crystal Pier und North Pacific Beach, hier sollte eigentlich eine PJ-Beachparty sein, die scheint sich aber schon aufgelöst zu haben, als wir eintreffen. Also setzen Christian und ich uns noch kurz beim Hotel an den Mission Bay und schlürfen ein Bierchen.

05.06.2003
Heute geht's zunächst nach Downtown San Diego, nachdem Old Town sich als reiner Touristennepp herausstellte. Der Gaslampdistrict ist recht nett, aber irgendwie machen mir meine Füße ein paar Probleme und ich kann die Stadt nicht so wirklich genießen. Schöner als L.A. ist es hier aber allemal. Die Fahrt durch den riesigen Balboa Park deutet ebenfalls an, dass die Stadt mehr zu bieten hat, als dass man es in eineinhalb kurzen Tagen erleben könnte. Aber wir sind ja auch nicht zum Spaß hier...

An der Halle angekommen organisierten wir zunächst unsere Tickets, bevor wir uns im Supermarkt unser Abendessen zusammenstellten, welches im Auto verzehrt wurde. Dabei hörten wir weiter 94.9, die sich aufgrund des Verbotes vom Parkplatz vor der Halle zu berichten, kurzerhand auf der gegenüberliegenden Straßenseite beim Hollywood Video niedergelassen hatten und live von dort aus sendeten und T-Shirts an Ticketinhaber verteilten. Ich hätte mich beinah verschluckt, als der Moderator gegen 18 Uhr plötzlich Mike am Mikro begrüßte und ein Interview mit ihm begann. Also flugs die Straßenseite gewechselt und ein paar Fotos gemacht :-) Richtige Neuigkeiten gabs aber nicht zu erfahren, Mike redete über die allgemeine Stimmung in der Band, seine Krankheit, seine frühere Partyzeit etc.

Zum Konzert an diesem Abend muss ich leider sagen, dass wir alle es nicht 100%ig genießen konnten. Das lag auf keinen Fall an der Band. Die lieferte erneut eine sehr gute Leistung ab. Ich möchte auch nicht falsch verstanden werden. Hey, da spielten Pearl Jam, meine absolute Lieblingsband, die Setlist war klasse und sie hatten wieder mächtig Spaß dabei. Es war also ein tolles Konzert. Aber auf mich persönlich sprang der letzte Funke nicht über,es stellte sich nicht dieses "ich-vergess-alles-um-mich-herum"-Gefühl ein. Und das hatte auch seinen Grund. Wir standen nämlich direkt an der Treppe, direkt am Aufgang. Und wie oben schon angedeutet ist ein Konzertbesuch in Amerika nicht mit einem in Deutschland vergleichbar. Ich kam mir vor wie auf dem Bahnhof, ab Get Right rannten ständig Massen an Menschen rein und raus, zum Bierholen, zum Bier wegbringen, jeder zweite stolperte an unserer Treppenstufe und alle zwei Minuten, wenn die Security grad weg war, stellten sich Leute in den Treppenbereich, die kurz danach mit gefuchtelten Taschenlampen zur Umkehr bewegt werden sollten. So etwas nervt ungemein.

Matt kommt aus San Diego und Ed hat dort auch lange Zeit gelebt. Ed erzählte, welche Bands er schon in der Arena gesehen hat und dass er meist oben in der "pass the joint section" gesessen hat. Highlights waren Better Man als Opener, wo die Fans die komplette erste Strophe und Refrain übernahmen, Animal (groooß!) und Half Full, wo Eddie einen Spiegel in der Hand hielt und damit einen von hinter ihm kommenden Scheinwerferstrahl ins Publikum reflektierte. Er "graste" damit Block für Block ab, was zu frenetischem Jubel in der jeweils beleuchteten Ecke führte. Sehr netter Gag, der am Folgeabend bei Porch wiederholt wurde. Klasse auch Present Tense, mit dem ich auf dieser Tour nicht unbedingt gerechnet hatte. Unbestrittener Höhepunkt der ersten Zugabe war Go, das hat richtig gerockt. Zur zweiten Zugabe kam Ed allein, so dass heute wenigstens kein I Am A Patriot kam. Aber die Ukulele, naja was soll's. Immerhin nicht Soon Forget, sondern Blue,Red and Grey, was dann sogar ich sehr gut fand. Aber gar nichts im Vergleich zu Sonic Reducer, das ist ein Rocker!! Vor der Zugabe erzählte Ed, wie toll er Jewel finden würde und dass ihr neuer Song für eine Werbung benutzt würde, so dass er einfach nur den Fernseher anstellen müsste, um Jewel zu hören. Er erzählte weiter, dass auch Pearl Jam ständig Anfragen von Unternehmen bekommen würden, die skurillste sei die Anfrage von Viagra gewesen, die einen Penis "I'm still alive" singen lassen wollten. Sehr lustig :-)

Zur dritten Zugabe kam Ed wiederum allein, auf der Bühne stand bereits ein Stuhl mit einem Recorder drauf. Ed bat das Publikum, ruhig zu sein, da er gerne ein Experiment versuchen würde. Er setzte sich einen Kopfhörer auf und nachdem einigermaßen Ruhe eingekehrt war begann er damit, die erste Stimme von Arc zu singen, welche dann über den Recorder wiederholt wurde während er Spur über Spur legte. Seine Stimme wurde dabei noch in der Höhe verändert, so dass Harmonien entstanden. Die Stimme sorgte bei mir wieder einmal für Gänsehaut. Wirklich sehr schade, dass der Song nicht auf den Bootlegs sein wird. Ein erneut mitreissender Baba O'Riley (Mike und Jeff on fire) beendete das Konzert. Wir fuhren noch ein wenig aus der Stadt raus und suchten uns in Escondido ein Zimmer für die Nacht.

06.06.2003
Die Nacht war kurz, denn heute stand die Fahrt durch die Wüste nach Las Vegas an. Das Stück zog sich, wochenends machen sich Scharen von Kurzurlaubern nach Nevada auf, um dort all das zu tun, was in California verboten ist. Zwei Staus und einige Stunden später, mit kurzem Zwischenstopp in Barstow kamen wir in Las Vegas an, wo wir ein Zimmer vorgebucht hatten, direkt gegenüber vom MGM Grand. Also nach kurzer Atempause rüber und die Karten abgeholt. Dann der erste Dämpfer, die limitierten Poster waren schon weg, weil ein Merchandisestand bereits geöffnet war :-( Ein Tourandenken weniger.

Las Vegas ist ziemlich schwer zu beschreiben, wenn man nicht dort war kann man sich über die Dimensionen keine Vorstellung machen. Das MGM ist das weltgrößte Hotel und zwar so groß, dass darin problemlos eine Riesenhalle Platz hat. Was wir für ein Set zu erwarten hatten, wussten wir nicht, klar war uns eigentlich nur, dass dies der passende Platz für Green Disease ist, denn was in Las Vegas für Raubbau mit der Natur getrieben wird ist unbeschreiblich.

Go eröffnete und war wieder fantastisch. Save You und STBC rockten ebenfalls wie nichts gutes und dann Last Exit und Even Flow. In Deutschland wäre ich jetzt reif fürs Sauerstoffzelt gewesen. "Gott sei Dank" waren wir in einer auf geschätzte 15 Grad klimatisierten Halle (Außentemperatur in Las Vegas 42 Grad Celsius) ;-)

Völlig (aber angenehm) überrascht war ich dann von I Believe in Miracles von den Ramones. Wurde das überhaupt schon mal gespielt? Als Daughter-Tag ja, aber in voller Länge, die ganze Band? Und dann so früh im Set, vermutlich ein Tribut an DeeDee, der vor einem Jahr verstarb. Auch Interstellar Overdrive kam zu diesem Zeitpunkt sehr überraschend. Später dann Green Disease, es konnte ja auch nicht anders sein ;-) Die zweite Ramones-Huldigung folgte bei Daughter, wo Publikum und Ed zusammen "Hey Ho, Let's Go" anstimmten. Wieder Present Tense (juhu!), wieder Lukin, SOLAT und Porch. PJ-Herz was willst Du mehr? Die Stimmung war übrigens von Anfang an gut, fast der gesamte Floor war mit TenClub-Mitgliedern besetzt. Bei uns oben würde die Stimmung etwas dünner, aber heute war das auch egal.

Last Kiss ging dann ziemlich daneben, Totalausfall von Eddie. Aber immerhin wusste er den "oh-oh-ohohoho"-Part noch ;-) Er bedankte sich für die Unterstützung und meinte später, er könne sie nochmal gebrauchen, denn jetzt käme ein selten gespielter Song. Ich habe mit vielem gerechnet, aber Breath (zweiter Singles-Soundtrack-Song an diesem Abend!) hatte ich überhaupt nicht auf dem Zettel. Kollektives Ausflippen war angesagt, Unterstützung hätte Ed haben können, brauchte er aber nicht. Einfach perfekt.

Die zweite Zugabe begann mit Ed solo und einem wunderschönen Hide Your Love Away. "Heeyy" Während der zweiten Zugabe dann der obligatorische politische Teil, Ed meinte er würde die anstehende Steuersenkung dazu nutzen, um mit dem zusätzlichen Geld alles ihm mögliche zu unternehmen, um George W. Bush aus dem Amt zu entfernen. Geteiltes Echo, überwiegender Jubel, teilweise Buhrufe. Was andere politische Meinungen angeht sind die Amerikaner wie ich finde sehr unentspannt, insbesondere wenn es gegen die Republikaner geht. Ed hat sich immer sehr vorsichtig ausgedrückt, ständig betont, dass dies nur seine Meinung sei und dass man auch anderer Meinung sein könnte, aber sobald er dann etwas konkretes gesagt hat kamen zum Teil hässliche Buhrufe. Nicht viele, aber einige Leute können offenbar keine Demokratie verkraften.

Das Konzert endete mit zwei Neil Young Songs, wobei zu RITFW zwei "Neighbors" auf die Bühne kamen, die wie ich erst später erfuhr Ann und Nancy Wilson von der Gruppe Heart waren. Heart hatten einen Smash-Hit namens "Barracuda" und wenn ich mich im Nachhinein richtig erinnere könnte es sein, dass Mike kurz das Riff zu diesem Song angespielt hat. Wird der Bootleg dann zeigen. RITFW war wieder enorm energiegeladen, Ed und Ann waren mit Tambourines förmlich bewaffnet und hauten diese kraftvoll gegeneinander, so dass einige Teile zu Bruch gingen. Die Gitarristin von Heart ging auch mächtig ab. Ein gelungener Abschied, wobei es mir etwas schwer fiel zu glauben, dass das schon alles war. 4 Konzerte waren wirklich schon vorbei, über 10 Stunden Pearl Jam live, aber von mir aus hätte es weiter gehen können. Aber man will ja nicht undankbar sein....

Ich war auf jeden Fall völlig im Eimer, meine Füße konnten inzwischen gar nicht mehr, also machte ich mich nur noch kurz auf zum Strip, sah aber schnell ein, dass weiteres Spazierengehen unmöglich war und kehrte zum Hotel zurück.

07.06.2003
Heute nahmen wir uns also Las Vegas vor, "wanderten" vom südlichen Ende des Strips bis zum nördlichen, besichtigten einige Hotels, fuhren auf den Stratosphere-Tower und dort in schwindelerregender Höhe mit der Achterbahn. Amerika halt. Zurück gings dann nur noch mit dem Bus, denn das Luxor wollten wir uns auf jeden Fall nicht entgehen lassen. Das war auch recht beeindruckend und so beschlossen wir, uns zum Abendessen mal etwas zu gönnen - Burger, Pizza und sonstiges Fast-Food konnten wir sowieso nicht mehr sehen - und das Buffet im Luxor zu stürmen. Das war dann auch richtig klasse, endlich mal wieder gutes Essen in reichhaltiger Auswahl, für jeden Geschmack was dabei und der Preis dafür so gesehen auch mehr als gerechtfertigt. Mit vollem Bauch gings dann ins Casino, wo wir erstmal das Spiel beobachteten. Unglaublich, wie die Amis da das Geld raushauen. Auch junge Leute (ab 21 natürlich erst) schieben da die Geldbündel nur so über den Tisch. Christian wagte als erster den Anfang beim Roulette, konnte sich aber nicht lang behaupten und gewann, wie wir alle, nur an Erfahrung. Arne und ich zockten Blackjack, aber auch dort wurde uns deutlich vor Augen geführt, dass die Bank immer gewinnt. Spaß gemacht hat es trotzdem. So endete der Tag.

08.06.2003
Am letzten Tag unserer Reise war dann frühes Aufstehen angesagt. Unser Flieger ging von L.A. zurück und die 450 km dorthin mussten erstmal zurückgelegt werden, was bei den Geschwindigkeitsbegrenzungen länger dauert als man es von hier kennt. Nach etwas über 5 Stunden kamen wir in L.A. an und gaben unser Auto nach dem Mittagessen ab. Der Shuttle brachte uns wieder zum Flughafen, dort am Check-in wurde die Paranoia seit 9/11 nochmals richtig deutlich (ein lächerlich blödes System, dass beinah zur Folge gehabt hätte, dass Christians Koffer nach Hamburg und meiner nach Düsseldorf gegangen wäre) und wir hatten noch bequem Zeit, uns am Gate einzufinden. Der Rückflug war dann wieder recht anstrengend, jedenfalls war ich froh in München gelandet zu sein. Für Arne und mich gings dann recht zügig weiter nach Hamburg, während Christian etwas länger auf seinen Anschlussflug warten musste. Für mich ging es anschließend direkt ins Bett, denn anstrengend war die Reise allemal.

Fazit:
Wat 'ne Tour! Es hat sich gelohnt. Definitiv. 4 Konzerte zu sehen, die auch noch allesamt auf ihre Art speziell waren, war einfach fantastisch. Auch wenn ich eingestehen muss, dass uns allen die amerikanische Art, Konzerte zu erleben, nicht gerade überzeugt hat. Ein Großteil an Erlebnis geht für mich schon aufgrund der Bestuhlung dahin. Jeder steht an einem Platz, an dem ist man quasi gefangen und kann auch nicht weg, wenn die Nachbarn nerven. Raum zu tanzen, pogen oder springen bleibt da sowieso nicht. Das ist einfach nicht die Art, wie ich gerne Konzerte erlebe. Dazu noch die Unart, (Vorsicht, ich übertreibe jetzt ein wenig) in der einen Hand Popcorn und in der anderen einen Burger zu halten.... Es hatte auf mich oft den Eindruck, dass sich viele (die Mehrheit?) einfach nur mit Bekannten treffen wollten und auf dem Parkplatz ordentlich saufen. Ach und, hey, da spielen nebenbei Pearl Jam. Andererseits haben wir auch total Pearl Jam-Verrückte getroffen, verallgemeinern will ich also auch nicht.

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