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Pearl Jam im Sportpalais, Antwerpen - Belgien, 30.08.2006

Sechs lange Jahre hat es gedauert. Heute ist es soweit! Pearl Jam touren endlich wieder in Europa. Genauer gesagt bereits seit dem 23. August. Die bisherigen Konzerte in Dublin, Leeds, Reading und Arnheim lassen für Antwerpen einiges erhoffen. Auch wir laufen direkt aus Arnheim kommend in Belgien ein. Reichlich übermüdet zwar, aber in dem glücklichmachenden Bewusstsein, am Abend zuvor einem von der Stimmung und Set her grandiosen Pearl Jam-Konzert beigewohnt zu haben. Denken wir jedenfalls. Doch wie der weitere Verlauf zeigt, soll die heutige Show sogar zu einer absolut denkwürdigen werden.

Gegenüber des Antwerpener Sportpalastes hat der Wirt einer Kneipe die findige Idee, Pearl Jam`s ?Touring Band 2000?-DVD auf einem großen Flatscreen laufen zu lassen und den Ton per überdimensionaler Box auf die Straße zu übertragen. Der Mann macht den Umsatz seines Lebens. Auch wir kaufen ihm dankbar einige Schalen Gerstensaft ab, sind aber angesichts des nasskalten Wetters dann doch froh, irgendwann in die Halle zu dürfen.

Die Vorgruppe ? Wolfmother aus Australien ? schenken wir uns, haben wir das Trio doch schon in Arnheim genossen. Ihr rockiger Mix aus Richtung Led Zeppelin und The Doors ist zwar durchaus originell und hörenswert, allerdings zerrt die hohe Stimmlage von Sänger Andrew Stockdale zunehmend an den Nerven. Trotzdem werden wir den Kerl am Ende des Abends noch in unser Herz schließen. Doch dazu später. Wir verkürzen uns die Wartezeit lieber im Foyer, wo wir viele liebe und bekannte Gesichter aus Arnheim und anderswo wiedersehen.

Um 21.45 Uhr ist dann endgültig Showtime! Die ersten Klänge von ?Interstellar Overdrive? als Ouvertüre und die 17.000 in der ausverkauften Halle sind bereits jetzt nicht mehr zu halten. Wir sitzen direkt gegenüber der Bühne. Eigentlich überflüssig, denn für die nächsten knapp zweieinhalb Stunden ist an Sitzen nicht mehr zu denken. Pearl Jam starten mit ?Corduroy? ins Set, dem sie den Uralt-Kracher ?Animal? folgen lassen. Mit ?Hail Hail?, den beiden neuen Stücken ?World Wide Suicide? und ?Severed Hand? sowie ?Not For You? geht es weiter. Welch ein Auftakt! Mir klebt schon jetzt das T-Shirt an der Gänsehaut fest und die Stimmung ist ohrenbetäubend. Auch die Band ist weitaus entspannter als noch in Arnheim. Man liest den Spass förmlich in ihren Gesichtern. Der Sound ist nach etwas holprigem Start ebenfalls so gut wie perfekt.

Das großartige ?In Hiding? bietet dann erstmals die Möglichkeit frischen Sauerstoff zu tanken. Es folgen ?Unemployable? und, elegisch wie immer, ?Given To Fly?. Bassmann Jeff Ament hüpft auf der Bühne herum wie zu besten Zeiten, selbst der ansonsten eher zurückhaltende Mike McCready an der Leadgitarre schäkert mit den Fans in den ersten Reihen. Zwischendurch spielt er sogar mal mit der Gitarre auf den Schultern. Dazwischen fliegt ein T-Shirt auf die Bühne, auf dem ?Pearl Jam rocks Belgium for 4 hours? (oder so ähnlich) steht. Leider nicht ganz. Wobei ich zumindest heute auch keine vier Stunden mehr durchgehalten hätte.

Besonders nicht nach ?Evenflow?, das in einen formidablen Jam ausartet. Schlagzeuger Matt Cameron lässt es mit einem mehrminütigen Solo richtig schön krachen. Danach das eher ruhige ?Present Tense?, bevor die Band mit ?Do The Evolution? und ?Big Wave? weiterrockt. Die Fans sind schon längst komplett aus dem Häuschen. Es folgt eine Spur Melancholie bei ?Elderly Woman Behind A Counter In A Small Town?, dann wieder Party pur mit den Klassikern ?Jeremy? und ?Why Go?. Spätestens jetzt steht auch auf den Tribünen der allerletzte und tanzt sich den sprichwörtlichen Arsch ab. Pearl Jam aber machen erstmal Pause. Uff!

Den ersten Zugabeblock eröffnet Vedder solo mit seiner Ukulele und ?Soon Forget?. Er schafft den Song fast fehlerfrei, was nicht selbstverständlich ist. Danach ?Black?! Nur geil! Die Band wird mit endlosen Sprechchören gefeiert und ist sichtlich überwältigt. Auch ich schneuze kurz in mein durchweichtes T-Shirt, bevor ich bei ?Betterman? endgültig in Tränen ausbreche. Die Fans singen die erste Strophe alleine und die Atmosphäre ist nun fast mystisch. Sie wird mit dem Victoria-Williams-Cover ?Crazy Mary? weiter gesteigert. Zum Abschluß ?Comatose? und das unvermeidliche ?Alive? und jeder denkt wohl in diesem Augenblick, dass es besser nicht mehr geht. Aber es geht noch besser!

Denn die zweite Zugabe startet mit ?Indifference? und spätestens als Eddie Vedder danach Andrew Stockdale wieder auf die Bühne bittet, wird klar, dass nun etwas Historisches folgen muss. Als dann tatsächlich die ersten Takte von ?Hunger Strike? (aus dem Temple Of The Dog-Projekt) erklingen, reißen die Leute fast die Halle ab. Unfassbar! Es ist das erste Mal, dass dieser Song komplett live in Europa gespielt wird! Stockdale ist zwar breit wie eine Walze, schafft die zweite Solostimme (im Original von Chris Cornell) aber trotzdem irgendwie ganz annehmbar. Pearl Jam beschließen das Set mit ?Baba O`Reily? von The Who und ?Yellow Ledbetter? als obligatorischem Rausschmeißer. Aber das nehme ich im Rausch alles nur noch am Rande wahr.

Als ich kurze Zeit später wieder in der nasskalten Wirklichkeit angekommen bin und mit 16.999 anderen dauergrinsenden Gesichtern die Halle verlasse, fällt mir noch ein, was Eddie Vedder ganz am Ende gesagt hat: ?See you next year?. Hurra! Dann gibt es keine Staus mehr und auch keine nervige Parkplatzsuche! Nach diesem Konzert können wir nächstes Jahr alle nach Antwerpen schweben!

Vielen Dank an Thomas Kröll für dieses Reviews.

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